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ANGKOR - ANGKOR WAT
 

Angkorianische Periode
Stil von Angkor Wat (um 1100-1175) Erbauer: König Suriyavarman II. (1113-1150), Bauzeit: 1110-1150
LAGE: 6 km von Siem Reap entfernt, rechts der Straße in das Tempelgebiet

Es lohnt sich, den Tempel zu umrunden, um seine Ausdehnung zu erfassen, aber auch, um ihn in verschiedener Beleuchtung zu erleben, wenn er im Spiel des Lichtes Farbe und Gestalt wandelt. Dieses großartigste Bauwerk der Khmer-Klassik vereinigt indische und hinterindische Kultur und die Bauerfahrung von Jahrhunderten zu einem der schönsten Monumente der Welt.

Auf der Höhe seiner Macht ließ Suriyavarman II., einer der bedeutenden Könige der Khmer, das riesige Bauwerk von allen vier Seiten aus beginnen, so dass es, ein Wunderwerk der Planung, von unzähligen Arbeitern, Baumeistern und Bildhauern in weniger als 40 Jahren erbaut wurde und am Ende seines Lebens vollendet war.

Tempel oder Mausoleum
Über den Zweck des Angkor ist sich die Forschung nicht einig. Dass es sich um einen Sakralbau handelt, wird nicht angefochten. Auch die Gottkönige der Khmer haben ihre Paläste aus Holz erbaut und mit Stroh oder Ziegeln gedeckt. Steinbauten dienten nur als Verehrungsstätten der Götter und des vergöttlichten Herrschers.
Der Haupteingang der Khmer- Tempel war, wie bei den meisten Heiligtümern in Asien, nach Osten, dem Licht der aufgehenden Sonne zugewandt. Der Eingang des Angkor Wat aber ist nach Westen gerichtet, der Richtung der Totentempel.
Es gibt bekannte, geländebedingte Abweichungen von der Ostrichtung. Auch für den Angkor lassen sich dafür Gründe nennen, wie seine östliche Begrenzung durch den Siem Reap-Fluß oder auch seine Lage inmitten der damaligen Königsstadt. Aber es gibt auch Hinweise, die auf ein Mausoleum, eine Stätte zur posthumen Verehrung eines Königs, schließen lassen. Der Angkor war dem Gott Vishnu geweiht, Suriyavarman II, war Vishnuit. Es wurde kein Götterbild gefunden, dagegen glauben einige Wissenschaftler, die Beisetzung der Asche eines Königs beweisen zu können. Außerdem bauten die Gottkönige seit dem 9. Jh. Mausoleen zur posthumen Verehrung für sich und ihre Ahnen. Zudem wurde eine Szene auf einem Paneel als "Jüngstes Gericht" gedeutet, Auch ein Relief, das den König an der Spitze seiner Truppen zeigt, lässt auf seine posthume Verehrung schließen.
Ein schwer widerlegbarer Beweis, Dass der Angkor als königliches Mausoleum errichtet wurde, ist jedoch die Tatsache, Dass der Betrachter, um den Ablauf der Handlung auf den Reliefs zu verstehen, den Rundgang um den Tempel gegen den Uhrzeigerlauf absolvieren muss, denn er muss die Reliefs zu seiner Linken haben. Das entspricht dem Totenritual. Göttertempel dagegen müssen in Asien in Uhrzeigerrichtung umwandelt werden.

Architektur und Symbolik
Zu dem breiten Graben, der die Tempelanlage umgibt, führen gemauerte Stufen. Die Anlage bildet ein Rechteck, ist von Osten nach Westen 1500 m und von Norden nach Süden 1300 m lang. Der Graben ist durch einen Kanal mit dem Siem Reap-Fluß verbunden und wurde, wie die Wasserreservoirs für die Stadt, den Palast und die Reisfelder, von ihm gespeist. Der Tempelberg inmitten des Grabens entspricht der Vorstellung der Khmer von Meru, dem Götterberg, umgeben von dem Weltmeer.
Zwischen dem Graben und dem 1000 x 8 15 m langen Lateritwall, der den Tempelbezirk umgibt, führt ein breiter Fußweg um die gesamte Anlage herum.
Von Norden und Süden ist der Angkor unzugänglich, es führt kein Weg über den Graben. Nur im Osten wird er von einem Erddeich überquert, der in der Trockenzeit benutzbar ist und zum Anfahren des Baumaterials und für die Versorgung der Tempelstadt gedient haben dürfte. Im Süden, Osten und Norden ist der Lateritwall von Eingangspavillons mit schönem Dekor auf einem kreuzförmigen Grundriss unterbrochen, die durch Wege mit dem Haupttempel verbunden waren.
Von Westen her führt der einzige, 220 m lange Damm, der mit großen Sandsteinplatten abgedeckt ist, zum prächtigen Haupteingang. Von den Säulen und der Naga-Balustrade des Dammes blieben nur Reste. Zu den turmgekrönten Haupt- und Seitenportalen mit großen Vestibülen fuhren Steinstufen. Die Türme sind beschädigt, lassen aber ihre frühere Eleganz ahnen, die sie zu einer Vorwegnahme der Tempelfassade machten. Vom Eingang führen nach rechts und links Kolonnaden mit gedeckten Halbgewölben, die sich auf viereckige Säulen stützten, von denen viele eingestürzt sind. Sie enden in kleinen Pavillons, Elefantentore genannt, die einzigen für Tiere und Wagen benutzbaren Eingänge.

Die mehrköpfige Kobra, das Symbol der Naga, der Schlangenkönigin aus vor-hinduistischen Kulturen, dient in der Khmer-Kunst tausendfach als Schmuckmotiv an Balustraden der Zufahrtswege, Brücken, Gräben und Wasserbecken. Am Angkor Wat richten sich Schlangenleiber mit siebenköpfiger, gespreizter Haube beiderseits der Eingangstore auf.

Tritt man aus der Dunkelheit des Hauptportals in das gleißende Licht des ersten Hofes, stellt sich, noch immer weit entfernt, die atemberaubende Silhouette der von fünf Türmen gekrönten Tempelpyramide nur dreitürmig dar, zwei Türme sind verdeckt. (Dieser "dreitürmige" Angkor war das Emblem der Roten Khmer. Die Volksrepublik verwendete den fünftürmigen Angkor als Emblem.) Der Tempelberg befindet sich nicht, wie in den meisten Khmer- Tempeln im Zentrum, sondern ist nach Osten zurückversetzt und über eine 350 m lange, 9,5 m breite Prozessionsstraße zu erreichen, die von lang gestreckten Schlangenleibern mit aufgerichtetem Kopf und gespreizter Haube begleitet wird. Die Straße weitet sich mehrmals seitlich zur naga-geschmückten Terrassen.

Der unbekannte Architekt des Angkor bedient sich mit der Rückversetzung des Tempelberges eines Effektes, den auch die Griechen benutzt haben. Ob er ihn gekannt oder selbst entwickelt hat, lässt sich nicht feststellen. Danach kommt ein Bauwerk vol! zur Wirkung, wenn die Entfernung des Betrachters die doppelte Breite des Objektes ausmacht. In diesem Fall entsprechen die 350 m bis zur Tempelpyramide der zweifachen Breite der Westfassade des Angkor.

Auf halbem Weg liegen rechts und links zwei kleine Gebäude mit vorgelagerten Wasserbecken, in denen sie sich spiegelten. Über ihre Verwendung herrscht genau so wenig Klarheit wie über ihre Erbauer, Es wäre denkbar, Dass sie erst von den Mönchen, die den Angkor seit dem 15, Jh. längere Zeit okkupiert hatten, gebaut wurden. Sie haben vor kurzem durch eine wenig geglückte Restaurierung viel von ihrem Charme verloren.

Schritt für Schritt nähert sich der Betrachter der dreistufigen Pyramide. Von Ost nach West und Süd nach Nord misst die unterste Stufe an der Basis 200 x 180 m bei einer Höhe von 4 m. Die zweite Stufe, an der Basis 115 x 100 m, ist 6 m hoch, die dritte mit 60 x 60 m Umfang ist 13 m hoch. Der Hauptturm erhebt sich auf der dritten Stufe in 23 m Höhe um weitere 42 m. Der Angkor Wal hat also eine Gesamthöhe von 65 m und erreicht damit etwa die Höhe der Kathedrale von Notre Dame in Paris, die zur gleichen Zeit errichtet wurde. Die drei Stufen sind umgeben von Galerien mit Ecktürmen und Pavillons in der Mitte der Treppen. Der Hauptturm auf der dritten Stufe wird mit den Pavillons durch Galerien verbunden, deren gewölbte Überdachungen auf Pfeilern ruhen. Von einer Stufe zur anderen führen überdachte Treppenfluchten zur nächsten Pfeilergalerie. Die Außenwände der Kolonnaden und Galerien des Angkor Wat sind durch Balusterfenster, jedes besteht aus sieben gedrehten Säulchen, oder durch Pfeilerreihen ersetzt, auf denen die gewölbten Halbdächer ruhen. Der Lichteinfall erhellt die mit Reliefs geschmückten Innenwände, ohne grelles Sonnenlicht und Hitze einzulassen. Die Bauelemente, Türme, Galerien und Hallen gab es schon an früheren Bauten; sie fanden am Baphuon-Tempel ähnliche Verwendung. Aber die Fülle und Vielfalt ist neu, überraschend und auf volle Wirkung bedacht angewandt.

Das Konzept des Angkors wird von der Horizontalen bestimmt, aber aus ihr wächst die Pyramide auf, deren Höhe unterstrichen wird durch Rücksprünge der Unterbauten, wellenförmige Überdachungen der Galerien und die gezackten Türme.

Technik der Reliefs und des Dekor
Neben der großartigen Architektur tragen Baudekor und Reliefs zur Einmaligkeit des Angkors bei. Pfeiler, Mauerleisten, Stürze, Giebel, Paneele, Kapitelle und Simse sind mit Ranken, Laubgewinden, figürlichem Schmuck und Ornamenten bedeckt.

Ein einmaliger Zauber geht von den etwa zweitausend Göttinnen (Devatas) und halbgöttlichen Tänzerinnen (Apsaras) aus, die die Tempelwände schmücken. Einzeln oder in Gruppen, streng frontal, doch in harmonischer, gleitender Bewegung, mit hohen, filigranartigen Kronen und überreichem Schmuck allgetan, gleicht keine völlig der anderen. Das entrückte, geheimnisvolle Lächeln ihrer vollen Lippen wird das Lächeln von Angkor genannt. Ihre am Angkor entwickelte vollendete Schönheit und Grazie ist all späteren Bauwerken nicht mehr erreicht worden.

Die Galerien der ersten Stufe sind auf einer Fläche von etwa 2000 qm; von 2 m hohen Basreliefs bedeckt, auf die durch Pfeilerfronten und Balusterfenster Licht und Schatten fallen. Die Technik dieser Reliefs ist von außerordentlicher Feinheit und Vollendung. Sie sind nur wenige Zentimeter, Dekors auch nur Millimeter tief in die aus großen Sandsleinquadern zusammengefügten, geglätteten Wände gemeißelt und wirken im weichen Nachmittagslicht wie Malerei oder lassen im Morgenlicht an Zeichnungen denken. Es gibt Theorien, wonach sie vorgezeichnet wurden. Durch flachere oder tiefere Bearbeitung wurden Halbtöne erzeugt. Wahrscheinlich waren Götter- und Königsfiguren bemalt oder vergoldet.

Die schon an früheren Reliefs zu beobachtende plastische Wirkung von Personen oder Motiven durch Platzierung auf freien Flächen ist auch am Angkor zu beobachten, wenn auch nicht mehr so streng eingehalten wie am Bakheng und Baphuon. Die Hervorhebung der für eine Szene bedeutsamen Personen oder Tiere erfolgt, indem sie größer dargestellt werden als unwichtige. Gleiche Akteure sind, je nach ihrer situationsbedingten Bedeutung, in verschiedenen Szenen unterschiedlich groß dargestellt. Das Vorhandensein einer Schlüsselfigur auf jeder Szene wahrt die Kontinuität. Auch unbekannte Themen werden verständlich durch die gleich bleibende Ikonographie und die streng gewahrte Typisierung guter und böser, schwacher und starker Charaktere, die Merkmale der Sieger und Besiegten und der sozialen Gruppen. Wichtige Abläufe werden räumlich über unwichtige gestellt, die Sieger des Kampfes groß und hoch über den Besiegten. Herrscher und Heerführer erscheinen über der Menge der Krieger auf Wagen, Pferde- oder Elefantenrücken.
Die einzelnen Szenen reichen nur so weil, Dass sie für den Betrachter, der in der schmalen Galerie nur wenige Schritte zurücktreten kann, überschaubar sind. Die gesamte Erzählung erstreckt sich an der Ost- und Westseite über 49 m, an der Süd- und Nordseite über 100 m.

Die Plastik erreicht, soweit sich das an den wenigen Stücken, die Kriege und Raubzüge überstanden haben, erkennen lässt weder die Bedeutung der Architektur noch der Reliefkunst Sakralgerät Schmuck und Mobiliar gingen bis auf die Sammlungen in den Nationalmuseen in Phnom Penh, Bangkok und Frankreich verloren.

Der Tempel wurde von den Cham 1177 -1181 und von den Siamesen im 14.-15. Jh. beschädigt und erfuhr während der Benutzung als Mönchskloster Veränderungen.


 
   



 

Die Reliefs der ersten Terrasse
Alle Inhalte der Reliefs, Paneele und Stürze zu beschreiben ist unmöglich, sie zu betrachten nimmt lange Zeit in Anspruch Auch hier gilt Dass intensive Beschäftigung mit ausgewählten Objekten wirksamer ist. Die Reliefs, von einer unbekannten Zahl von Bildhauern und Arbeitsgruppen geschaffen, sind von erkennbar unterschiedlicher Qualität. Die schönsten befinden sich in der West-, Süd- und Ostgalerie und den angrenzenden Pavillons.

Westgalerie, südlicher Teil, vom Haupteingang nach rechts gehend zu erreichen. Auf dem 1,10 m hohen Sockel zeigen die 2,85 m hohen Reliefs Szenen aus dem Mahabharata-Epos der indischen Vishnu-Mythologie. Der Zug der Kauravas, deren Armee von links anrückt, trifft auf die von rechts heranmarschierenden Pandavas. Der Kampf soll das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse wiederherstellen.

Ein endgültiger Sieg des Guten über das Böse ist für die indischen Philosophen nicht denkbar. Die Welt besteht aus positiven und negativen Kräften, Ausgleich führt zu Harmonie. Ist sie gestört. Komme die Götter zu Hilfe. Im Mahabharata greift der Gott Vishnu als Roßelenker in seiner Erscheinung als vierarmiger Krishna ein und weist dem zaudernden Arjuna, Anführer der Pandavas, den Weg zum Sieg. Diese göttliche Lehre, Bhagavad-Gita genannt, ist ein Kernstück hinduistischen Glaubens und wird in den indischen Tempeln als Sprechgesang vorgetragen.

Die groß und prächtig dargestellten Häuptlinge halten in einer Hand den Bogen, in der anderen den Pfeil und behalten diese Pose auf allen Szenen bei. Im oberen Teil liegt Bhima, als Anführer der Kauravas das Böse vertretend, von Pfeilen durchbohrt und betrauert von seinen Anhängern und seiner Familie. Seine Erscheinung, grob mit knolliger Nase und runden Gesicht, unterscheidet sich deutlich vom schlanken Arjuna mit langer gerader Nase Auch die Mitstreiter der Helden lassen sich an äußeren Merkmalen unterscheiden. Etwa in der Mitte des Reliefs ist die wichtigste Szene dargestellt Arjuna auf seinem Kampfwagen und Krishna als Roßelenker.

Der Pavillon am Ende der Westgalerie, auf kreuzförmigern Grundriss, zeigt im Nordflügel, östliche Wand. Krishna (Vishnu) stemmt einen riesigen Fels empor. Die bekannte Szene zeigt den Gott der Hirten, der diese vor den herunterstürzenden Regenmassen eines Unwetters, das der Gott Indra gesandt hat, beschirmt. Westwand oben: Das in Angkor häufige, aus dem Ramayana, ebenfalls einem Vishnu-Epos stammende Motiv, wie Götter und Dämonen mit Hilfe der Schlange den Milchsee kirnen

Westflügel über der nördlichen Ecke: Weitere Szene aus dem Ramayana. Ravana, ein hässlicher, böser Dämon, raubt durch eine List die schöne Sita, Gemahlin Ramas (Vishnus), entführt sie auf die Insel Lanka und will sie zu seiner Gemahlin machen. Rama und sein Bruder Lakshmana mit vielen Helfern, darunter Garuda, der König der Vögel, und der Affengeneral Hanuman, befreien Sila, Ravana wird besiegt. Auch dieses Epos zeigt den Kampf des Guten gegen das Böse. Die Szene auf dem Paneel zeigt Ravana, der sich in ein Chamäleon verwandelt, um in Sitas Gemach einzudringen.

Westflügel, südliche Ecke, oben: Ravana mit zehn Köpfen und zwanzig Armen versucht, den Berg im Himalaja zu erschüttern, auf dem Gott Shiva sitzt. Asketen und Tiere am Fuß des Berges Kailash sehen erschrocken auf Schlangen, die, durch die Erschütterung aufgescheucht, aus dem Berg hervorkommen.

Südflügel, Ostecke, oben: Die beiden kämpfenden Affen Sougriva und Valin sind bis heute ein beliebtes Motiv kambodschanischer Holzschnitzereien. Südflügel, Ostecke, unten: Der sterbende Affenkönig Valin (auch Bali genannt), von einem Pfeil durchbohrt, in den Armen seiner weinenden Gemahlin Tara. Auf der linken Seite Rama, sein Bruder Lakshmana und zwischen ihnen der Affe Sougriva.

Westecke, oben: Shiva, meditierend auf dem Berg Kailash im Himalaja, neben ihm seine Gemahlin Uma. Am Fuße des Berges steht Kama, der Gott der Liebe und versucht Shivas Meditation zu stören, indem er mit Pfeil und Bogen auf ihn zielt. Shiva beachtet ihn nicht. Südgalerie, Westflügel: Die Reliefs sind in zwei ungleiche Teile geteilt und zeigen Szenen aus der Khmer-Geschichte. Inmitten des ersten Bildes sitzt König Parama Vishnouloka (Suriyavarman II.), der Erbauer des Angkor Wat, auf einem niedrigen Thron, umgeben von einer Naga-Balustrade. Er gibt seinen Dienern Anweisung zum Sammeln der Truppen. Die nächste Szene zeigt einer Inschrift zufolge, eine Prozession auf dem Berg Shivapada. Links unten vor einem hügeligen Hintergrund ziehen Prinzen mit ihren Dienern durch den Wald. Über ihnen sind bewaffnete Krieger zu sehen. Neben dem König stehen Brahmanen. Über den König halten seine Diener Schirme, die ein Zeichen der Würde sind. Unter einem Baum, rechts vom Thron, sitzt Srivarddha, in devoter Geste dem König zugewandt Die Prozession der Prinzessinnen unterhalb des Königsthrones und die Krieger, die von den Bergen heruntersteigen, leiten zu einem zweiten Bild über. Das zweite Bild zeigt die Parade der Armee, Die Truppenfuhrersitzen auf Elefanten, ihr Rang ist durch die Zahl der Ehrenschirme ersichtlich. Über König Parama Vishnouloka schweben l5 Schirme, er hat einen konischen Haaraufbau auf dem ein Diadem thront. In der Hand hält er ein Schwert mit geschnitztem Griff, wie es heute noch in Kambodscha bekannt ist. Die Soldaten auf dem unteren Teil des Paneels tragen Kopfbedeckungen, die Tierköpfen ähneln und werden von Berittenen begleitet. Die letzten Reihen der Kolonne müssen eiligere Schritte machen. Es folgen Anführer auf Elefanten. Im letzten Viertel sind Brahmanen und Priester mit gedrehten Haaren zu sehen, sie läuten Glöckchen und der Oberpriester trägt seine Hängematte mit sich, wie die Priester heute noch, wenn sie auf Reisen gehen. Sie führen das heilige Feuer mit, um den Segen der Götter für den Kampf herbeizurufen. Voraus gehen Musiker und kurz vor dem Ende des Paneels zieht eine Gruppe besiegter Siamesen, erkennbar an ihrer groben Kleidung und ihren Piken.

Südgalerie, Ostflügel: Die Szene stellt auf 66 m Himmel und Hölle dar. Das Paneel beginnt mit dem Tag des Jüngsten Gerichts, mit Strafen und Belohnung und zeigt das Leben nach dem Tod. Manche Einzelheiten erinnern an mittelalterliche europäische Darstellungen von Torturen und Folterungen. Es gibt zwei Himmel und 32 Höllen, In der Mitte des Paneels reitet Yama, der vielarmige Höllengott auf einem Büffel, seine beiden Helfer Dharma und Shitragupta neben sich. Er ist umgeben von Toten, die auf den Richterspruch warten. Strafen für geringe Vergehen sind kaum milder als für schwere Verbrechen. Wer Blumen gestohlen hat, wird an einen Baum gebunden und es werden Nägel in seinen Kopf geschlagen. Über den Höllen leben die Guten in herrlichen Palästen.

Ostgalerie, Südflügel: Die 50 m lange Szene zeigt eine der beliebtesten, in Angkor häufig dargestellten Motive aus dem Ramayana-Epos, das Kirnen des Milchsees, aus dem Götter (Devas) und Dämonen (Asouras) amrita, den Trank der Unsterblichkeit, gewinnen wollen. Sie haben sich die Schlange Vasouki zu Hilfe genommen und sie um den Berg Mandara, der auf einer Schildkröte ruht geschlungen. Auf der linken Seite halten die asouras den Kopf der Schlange, auf der rechten die devas den Schwanz.

Die Asouras haben runde, weit aufgerissene Augen und mürrische Gesichter und tragen kammartige Helme. Dagegen haben die devas Mandelaugen und einen hohen Haaraufbau. Das Ende des Schlangenschwanzes hält ein Affe. Die Götter und Dämonen kirnen den See schon tausend Jahre. Unter dem Seegetier ist dadurch große Unruhe ausgebrochen, riesige Fische und Seeungeheuer tauchen auf. Zuweilen steigen Apsaras auf, die schönen Tänzerinnen, die auf einem Paneel über dem Relief und an allen Wänden des Angkor dargestellt sind. Dann erscheint Lakshmi, die Göttin der Schönheit erst zuletzt wird das Elixier des Lebens entstehen. In der Mitte zwischen Göttern und Dämonen thront Vishnu auf dem Berg Mandara (Meru) und sieht dem Geschehen als Richter zu. Eine zweite Schlange unter dem Relief wird als Vasouki auf dem Grund des Sees ruhend interpretiert. An jedem Ende des Paneels stehen Wächter und Bedienstete. Ostgalerie, Nordflügel: Im zentralen Vestibül vor der Galerie befindet sich eine Inschrift aus dem 18. Jh. Ein Gouverneur berichtet darauf von der Stiftung eines Beisetzungs-Stupas für seine Familie. Die Ruine des Stupas steht auf dem Weg, der um den Tempel führt, vor der Inschrift. Die Reliefs dieser Galerie haben kein einheitliches Thema, sie stellen Personen und Ereignisse dar. Die Ausführung lässt erkennen, Dass die Bildhauer nicht die gleiche Meisterschaft besaßen.

Nordgalerie Ost- und Westflügel: Die Szenen aus der Vishnu-Krishna Legende erreichen ebenfalls nicht die Vollkommenheit der zuvor beschriebenen. Pavillon an der Nord- West Ecke. Die Reliefs dieses Pavillons gehören zu den schönsten des Angkor Wat, sind aber zum Teil stark beschädigt.

West-Flügel, Südwand: Vishnu (Krishna) kehrt auf seinem Reittier Garuda von einem siegreichen Feldzug zurück, begleitet von seinen Kriegern und Bediensteten, die Beutestücke mitführen. Garuda bringt einen Felsbrocken mit, der Anlass der Expedition war und im Hintergrund sichtbar ist. Rechts von Garuda ist die Gemahlin Krishnas zu erkennen. Nordecke, oben Vishnu (der obere Teil seines Körpers fehlt) ruht auf der Sehlange, die ausgestreckt im Wasser liegt (ihr Kopf fehlt auch). Vishnus Gemahlin sitzt zu seinen Füßen, Lotosblüten wachsen aus Vishnus Körper und Blumen tragende Apsaras schweben um ihn. Im unteren Teil huldigen ihm neun Götter: Suriya auf dem Sonnenwagen mit der Sonne hinter sich; Kubera, der Gott des Wohlstandes, Sohn Shivas, reitet auf einem Yak, der Gott Brahma auf der Ente, hamsa, Skanda auf dem Pfau; ein unbekannter Gott auf einem Pferd; Indra auf dem Elefanten; Yama, der Gott des Todes, auf dem Büffel; Shiva auf dem Stier Nandi; der letzte Gott rechts konnte nicht identifiziert werden.
Nordflügel Westecke oben: Als Rama nach Sitas Rückkehr von Lanka an ihrer Treue zweifelt, stellt sie sich dem Feuer test, besteigt den Scheiterhaufen und verlässt ihn unversehrt. (Das Paneel ist stark beschädigt)

Westflügel über der Nordecke: Ramas Siegeszug durch Ayodhya. Er sitzt auf seinem Thron auf dem reich verzierten Poschpaka-Wagen. Dieses riesige Fahrzeug wurde von der Ente, hamsa, geboren, dem Reittier Brahmas. Im unteren Teil begleiten Affen das Fahrzeug. Südecke, oben: Sita trifft Hanuman im Ashoka Wald während ihrer Gefangenschaft in Lanka. Neben ihr eine Dienerin mit einer eigenartigen Frisur. Unten Sitas Wächter, manche mit Tierköpfen. Südflügel, östliche Wand: Eine Szene am Hof des Königs Janaka. Rama kehrt als Sieger zurück, rechts neben ihm sitzen König Janaka und ein Brahmane mit gedrehten Haaren. Vor Rama ist Sita in reichen Gewändern mit einer dreifachen Haarkrone zu sehen, umgeben von ihrer Dienerschaft. Die Mitte wird beherrscht von einem Schützen, der Pfeile durch ein Rad schießt, das sich auf einem Mast dreht.

Südliches Tor: Ein Ungeheuer, nur aus einem riesigen Kopf und zwei Armen bestehend, sowie zwei Männer mit Schwertern, dies sind vermutlich Rama und Lakshmana.

Östliches Tor: Rama mit seinem Bogen und Lakshmana mit seinem Schwert suchen den Affen Songriya als Verbündeten zu gewinnen.

Nördliches Tor: Ein Riese (Rakshasa) hat Sita gefangen, zwei Bogenschlitzen, vermutlich Rama und Lakshmana. Westliches Tor: Affen in einem Wald, der fliehende Riese ist Vibhishana, Ravanas Bruder.


 
 
   



 

Die zweite Terrasse
Zwischen der Galerie der ersten und der Basis der zweiten Terrasse liegt ein Gras bewachsener Hof. Zwei Gebäude, als Bibliotheken bezeichnet, stehen auf hohem Unterbau. Sie ähneln den bereits gesehenen Bauwerken auf dem Weg zur ersten Terrasse. Von der Nord- West- und der Süd- West Ecke des Hofes hat man einen schönen Blick auf den zentralen Tempel. Der hohe Unterbau der zweiten Tempelstufe ist reich dekoriert. Im Tempelbereich sind nicht alle Treppen begehbar, einige wurden abgesichert. Eine Treppe im Westen der ersten Galerie führt zu einer kreuzförmigen Terrasse, von drei sich schneidenden Galerien gebildet, auf halber Höhe zwischen der erstell und zweiten Stufe der Pyramide. Die überdeckten Galerien bilden vier Höfe, deren Intimität mit Pfeilern, Säulen, Treppenfluchten und zierlichen Balusterfenstern die Monumentalität des Bauwerkes vergessen lassen. Seine klaren, strengen Linien lösen sich auf in Rundungen und Schwünge, die gedrehten Säulen ähneln feinen Holzschnitzereien.

In die vier Höfe sind ausgemauerte Becken eingelassen, die an Wasserbassins denken lassen - eine faszinierende Idee. Es hat sich aber bisher nicht beweisen lassen, Dass es sich um Wasserbecken handelt, ein anderer Verwendungszweck lässt sich aber auch nicht nachweisen. Die Vorstellung, Dass in dieser Umgebung Tänzerinnen auftraten, ist nicht weniger faszinierend. Wie in keinem anderen Teil des Tempels kommt der Gedanke auf, Dass die Wände und Paneele, die geschnitzten Pfeiler, die Unvergänglichkeit und Selbstzweck ausstrahlende Architektur nur der Hintergrund waren für vergängliches, farbiges Leben.

In die holzverkleideten Decken waren Lotosblüten und Rosen geschnitzt, Galerien und Höfe mit bunten Teppichen und Stoffen, mit farbigen Bildern und goldenen Statuen geschmückt und von Menschen belebt. Eine Fülle von Palleelen zeigt schölle Basreliefs mit bekannten Motiven, dem Kirnen des Milchsees und Vishnu auf der Schlange ruhend. An den unteren Teilen der Säulen, teilweise von der Feuchtigkeit zerstört, sitzen betende Asketen unter Blumen. In der Nord- West Ecke befindet sich eine Stele, die in der Nähe des Tempels gefunden wurde. Sie ist später zu datieren als der Bau des Tempels und enthält eine Lobrede auf fünf Priester, die mehreren Königen gedient haben.

Über die abgesicherte Treppe der Nordgalerie ist die zweite Terrasse zu erreichen. Die Galerien sind schmal und nur vom Innenhof, der den zentralen Teil umgibt, fällt Licht ein. Vielleicht kamen die Priester hierher zur Meditation, und die Türme an den Ecken der Galerien waren kleine Heiligtümer.

Die dritte Galerie
Die letzte Stufe der Pyramide ist von einem engen Innenhof umgeben. Aus ihm erhebt sich atemberaubend steil der hohe, quadratische Unterbau der dritten Stufe der Pyramide mit dem majestätischen Hauptturm, umgeben von den vier Ecktürmen.

Der Blick folgt immer wieder dem scheinbar unerreichbar hoch aufragenden Mittelturm und es ist nicht leicht, das ganze Ensemble zu erfassen. Bei einem Rundgang erscheint der Tempelberg in verschiedener Beleuchtung, schimmert in verschiedenen Farben.

An allen vier Seiten fuhren steile Treppen mit hohen, kurzen Stufen zum Hauptheiligtum. Eine ist auf der Seite abgesichert mit zementierten Stufen und einem Halteseil. Sie führt zu einem Eingang mit einem Vestibül. Die äußeren offenen Galerien sind sehr schmal. Durch das Heiligtum führen Passagen, so Dass vier kleine Höfe entstehen, zu den Toren an allen Seiten des Turmes. Zu Füßen des Betrachters liegt die riesige Anlage, allseits vom Dschungel bedrängt, der nur durch den Graben abgehalten scheint. Aus der Vogelperspektive lässt sich sehr gut der Weg durch die Höfe und Galerien verfolgen.

Im Nordwesten liegt der waldbestandene Tempelberg Bakheng, rechts von ihm, unter hohen Bäumen versteckt Angkor Thom. Im Nordosten ist Phnom Bok zu erkennen, dahinter die Höhenzüge des Phnom Kulen.

In dem Hauptturm haben buddhistische Mönche, die hier gelebt haben, die offenen Seiten durch Wälle geschlossen, in die sie stehende Buddhas geschnitzt haben. Auch in diesem höchsten Turm konnten französische Forscher um 1908 nur feststellen, Dass "Schatzräuber" alles Inventar längst ausgeraubt hatten.


 
 



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